Interdisziplinäre Funktionsdiagnostik – die ZKW Body Balance


Wussten Sie, dass Fehlstellungen der Zähne oder des Kiefers auch Kopf- und Rückenschmerzen auslösen können?

Unter craniomandibulärer Dysfunktion (CMD, TMJ) versteht man neben Kiefergelenkknacken und Reibegeräuschen auch eine Fehlregulation der Kiefermuskel und Kiefergelenkfunktion mit neurologischen und orthopädischen Begleitsymptomen wie Rückenschmerzen, Schwindel, Tinnitus, Kopfschmerzen u.v.a.m.
Es hat sich gezeigt, dass der Zusammenbiss der Zähne eine der möglichen Ursachen einer solchen für den Patienten sehr belastenden Erkrankung ist.


Das ZKW Body Balance System ist eine über Jahrzehnte bewährte Möglichkeit, die Funktion Ihres Kausystems wiederherzustellen. Die Behandlung besteht aus folgenden Grundschritten:

  1. manuelle Feststellung der Muskeldysfunktion 
  2. röntgenologische Diagnose von Kiefergelenkfunktion und Lage des Kiefergelenkknorpels zum Ausschluss eines „Bandscheibenvorfalls“ im Kiefergelenk (MRT, Kernspin) 
  3. elektronische Kiefergelenkdiagnostik an unserem speziellen Messcomputer
  4. Herstellung einer ZKW Body Balance Schiene nach individuellen patientenbezogenen Messwerten und Daten der Kiefergelenkfunktion 
  5. Begleitbehandlung durch Physiotherapeuten und Orthopäden mit Wirbelsäulenvermessung, Triggertherapie und AK-Testung
  6. ggf. prothetische/kieferorthopädische Wiederherstellung der Bisssituation zur Sicherung des Langzeiterfolges


Diese Funktionsstörung CMD findet man häufig auch bei Sportlern. Mit einer genauen Diagnostik und einer individuellen Therapie können wir Leiden gezielt lindern und so die volle Leistungsfähigkeit der Sportler wiederherstellen.

ZKW Body Balance

Craniomandbuläre Dysfunktion (CMD, TMJ)

Die Erkrankung des Bewegungsapparates ist eine der häufigsten Krankheiten in der Bevölkerung. Funktionelle Störungen in einem Körpergebiet können sich durch muskuläre Kettenverschaltungen in andere Körperregionen verlagern und Schmerzen wie auch strukturelle Veränderungen verursachen.

Ein Teil dieser Störungen haben ihren Ursprung:

  • im Kauapparat
  • in der Fehlstellung oder Verlagerung des Kiefers durch unsachgemäße zahnärztliche Behandlungen (besonders Prothetik, Kieferorthopädie)
  • im Bruxismus (Pressen und Knirschen)


Umgekehrt können Fehlfunktionen aus anderen Körperregionen sich auch in der Kopf-, Gesichts- und Kaumuskulatur und in den Kiefergelenken auswirken.

Für die richtige Behandlung sind eine interdisziplinäre und eine ganzheitliche Betrachtungsweise unabdingbar. Außerdem ersparen vorbeugende Maßnahmen im Kindesalter spätere Leiden.

Das System "ZKW Body Balance"

Das System ZKW Body Balance beschreibt ein ausgereiftes Behandlungsmanagement von Patienten mit Funktionsstörungen des Kauapparates. Dieses Behandlungskonzept umfasst kliisch-manuelle, instrumentelle, computergestützte und radiologische Diagnose- und Therapieverfahren, die in einer zeitlich definierten Reihenfolge durchgeführt werden. Diese sind …

1. Eine manuelle Analyse der Kiefergelenkfunktion unter Einbeziehung der Okklusion

2. Eine computergestützte Messung der funktionellen Lage des Kiefergelenkes

3. Eine instrumentelle Gebissanalyse am Artikulator KaVo Protar 9

4. Funktionsbestimmung des Gelenkes in der Bewegung im Kernspin (MRT)

5. Auffindung der optimalen Bisslage mittels Äquilibrierungsschiene (Michigan Schiene) mit Kontakten nach Siebert)

6. ggf. prothetische Nachgestaltung


Im Einzelnen möchten wir die drei Kernpunkte der Therapie nochmals hervorheben:


1. Kiefervermessung mittels computergesteuertem Ultraschall Sensor
Unser computerunterstütztes, diagnostisches Hilfsmittel auf Ultraschall-Basis ermöglicht eine Beurteilung des Funktionszustandes der Kiefergelenke und liefert die metrischen Daten mit einer Genauigkeit von 0,1 mm. Mit diesem Verfahren haben wir auch die Möglichkeit, die Therapieerfolge langfristig zu dokumentieren und den Begandlungsfortschritt präzise messtechnisch zu erfassen.

2. Das Zebris-Stance-Verfahren
Zur Feststellung einer orthopädischen Fehlstatik wird heute das Zebris Stance-Verfahren verwendet.

Zeigt sich bei der Untersuchung eine Gewichtsdifferenz zwischen links und rechts, ist der Körperschwerpunkt zur einen Seite verschoben. Es bestehen häufig Differenzen bis zu 5 Kilogramm. Bei jedem fünften kann eine Differenz von 6–10 Kilogramm festgestellt werden und bei jedem zehnten eine Differenz von über 11 Kilogramm. Schon bei einer Differenz von mehr als 5 Kilogramm ist die Körperstatik erheblich beeinträchtigt.

3. Der richtige Biss – individuell registriert
Mittels der Computerdaten kann die ganz individuelle Funktionsschiene als auch der definitive Zahnersatz für den Patienten exakt hergestellt werden. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass Sie unsere Praxis mit dem „richtigen Biss“ verlassen, denn er beeinflusst Ihre Körperhaltung, Ihre Lebensqualität, den ganzen Körper positiv und hält Sie ein Leben lang „in bester Funktion“.

Individuelle Beratung und kompetente Behandlung: Nehmen Sie Kontakt zu uns auf und lassen Sie sich bei einer persönlichen Untersuchung individuell über Ihre Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten beraten. Wir freuen uns auf Sie.

Symptome

Kieferschmerzen, Kopfschmerzen – klassische Symptome der Dysfunktion

  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Ohrgeräusche (Tinnitus)
  • Gefühlsstörungen in den Fingern oder Beinen (Parästhesien)
  • Hüftbeschwerden, Beschwerden am Ischias (Ischialgie), Bandscheibenvorfälle
  • "Muskelkater" beim Kauen (Schmerzen in der Kaumuskulatur)
  • Knacken im Kiefergelenk
  • Sehstörungen, wie z.B. Augenflimmern oder ein eingeschränktes Blickfeld
  • Einseitiger Hüft- und Schulterschiefstand (Gesichts- und Körperasymmetrien)
  • Koordinierungsprobleme einfacher Körperabläufe, z.B. Probleme beim Treppensteigen
  • Sprachschwierigkeiten (Dysphonie)
  • Schlaflosigkeit und innere Unruhe
  • Hormonelle Störungen
  • Depressive Grundstimmung


Da die Symptome der craniomandibulären Dysfunktion (CMD) meist sehr vielfältig und nicht medizinisch eindeutig sind, werden sie häufig nicht auf Anhieb erkannt.

Dabei können die Ursachen für eine craniomandibuläre Dysfunktion sehr vielfältig und sowohl angeboren als auch nachträglich erworben sein.

In den letzten Jahren wurde dieser Symptomenkomplex wissenschaftlich erforscht. Es wurden grundlegende Standards für die Diagnostik und Therapie festgelegt, die heute als „Zahnärztliche Funktionsdiagnostik und -therapie“ Eingang in die Richtlinien zahnärztlicher Behandlung gefunden haben (www.dgzmk.de).


Ein Beckenschiefstand kann eine fatale gesundheitliche Kettenreaktion auslösen:

  • Schmerzen im Knie
  • Bandscheibenvorfall
  • Brust- und Herzschmerzen
  • Schulterschmerzen
  • Bandscheibenvorwölbung im Bereich der Halswir- belsäule
  • Unterkiefer-Verschiebung mit Kiefergelenkschmerzen

Ursachen

Ursachen der Entstehung einer CMD

Die Ursachen für eine craniomandibuläre Dysfunktion können sehr vielfältig und sowohl angeboren als auch nachträglich erworben sein.

Angeboren, z.B. durch:

  • Geburtstrauma
  • Fehlbisse
  • Zahnschiefstände
  • Besonderheiten (Anomalien) des Kiefers, der Kiefergelenke & des Gesichts
  • skelettale Besonderheiten (Anomalien) wie z.B. Beinlängendifferenzen & Skoliosen

Erworben, z.B. durch:

  • Arthrosen der Gelenke
  • eine Vorschädigung der Wirbelsäule
  • ein unfallbedingtes Schleudertrauma
  • fehlerhaften Zahnersatz, falsche Schienen
  • durch Knirschen bedingte Abnutzung der Zähne
  • kieferorthopädische Behandlungen
  • falsche Beinlängenkorrektur (Orthopädie)

Ein verlagerter Unterkiefer kann die ganze Körperstatik aus dem Lot bringen, umgekehrt kann eine funktionelle Störung in anderen Körperregionen zu Störungen und Schmerzen im Bereich des Kopfes, der Kaumuskulatur und der Kiefergelenke führen. Chronische Kopfschmerzen, migräneartige Anfälle, Ohrgeräusche, Schwindelgefühle, Schluckbeschwerden sind dann die häufigsten Symptome.

Zu den wichtigsten und gefährlichsten Auslösern einer CMD gehören sogenannte „Parafunktionen“ (Bruxismus), d.h. kraftvolle Zahnkontakte über mehrere Stunden pro Tag oder Nacht, die nicht zur Nahrungszerkleinerung dienen.

Man unterscheidet zwischen „Zähnepressen“ und „Zähneknirschen“

Beim Zähnepressen werden die Zahnreihen für mehrere Stunden krampfartig aufeinander gepresst. Beim Zähneknirschen werden die Zähne kraftvoll für längere Zeit aufeinander gerieben. Da dies unbewusst geschieht, wird es von dem Betroffenen oft nicht bemerkt. Bei diesem Ausmaß der Kräfte, die auf die Zähne wirken, muss man sich vorstellen, dass ein Gewicht von 500 kg und mehr für mehrere Stunden die Zähne belastet. Selbst, wenn man "die Zähne nach dem Pressen oder Knirschen wieder los lässt", bleibt die Muskulatur noch lange weiterhin verkrampft. Die Zähne werden empfindlich, die Muskulatur verspannt sich, Kopf- und Nackenschmerzen (besonders morgens) entstehen. Zusätzlicher Stress oder psychische Belastungen verstärken die Symptomatik wesentlich. Es kommt zu einem Kreislauf, der schwer zu unterbrechen ist. Gleichzeitig wird durch übermässige Überlastung der Führungsmuskulatur des Kiefergelenkes (z. B. M. pterygoideus lateralis superior) die Gelenkscheibe im Kiefergelenk vom Gelenkkopf abgezogen und es kommt - vergleichsweise wie bei einem Bandscheibenvorfall - zu einer ausgeprägten Fehlfunktion im Kiefergelenk, es kann nicht mehr richtig arbeiten. Leider werden diese sog. "Diskusverlagerungen (DV)" zunächst lediglich als harmloses "Knacken" regsitriert, es ist allerdings oftmals ein erstes Anzeichen späterer schmerzhafter Arthrose, die nach wenigen Jahren bis zur Kauunfähigkeit führen kann.

Die Ursache für Zähneknirschen oder Pressen liegt in 50% der Fälle in Störungen der Zahnreihen, bei 12% in den Kiefergelenken und 38% sind psychischer Natur.

Wer kann von einer CMD betroffen sein?

Im Prinzip können Kinder wie auch Erwachsene in jedem Alter von einer CMD betroffen sein. Am häufigsten sind Frauen jüngeren bis mittleren Alters betroffen (achtmal mehr als Männer). Die Wissenschaft ist sich noch im Unklaren, warum dass so ist. Endokrine und hormonelle Aspekte werden diskutiert, möglicherweise auch Stress und Mehrfachbelastung der Frau in Familie und Beruf. Auch Personen im Prüfungsstress, Managerstress, oder Personen in Lebenskrisen können bevorzugt eine CMD entwickeln, besonders durch Parafunktionen oder erhöhte Muskelaktivität durch psychische Belastung. Oft ist auch eine zahnärztliche Behandlung der Auslöser, z.B. können zu hohe oder zu niedrige Kronen, Brücken, Prothesen oder sogar Füllungen der Auslöser für eine CMD sein.

Wenn eine neue Füllung zu hoch ist, registrieren sogenannte „Mechanorezeptoren der Schleimhaut“ (feine Tastfühler) die kleinste Abweichung und senden Informationen via Nervenbahnen ins zentrale Nervensystem. Dies führt zu einem veränderten Bewegungsmuster des Unterkiefers, um das Hindernis zu umgehen, was eine schmerzhafte Kaumuskulatur oder ein schmerzendes Kiefergelenk zur Folge hat. Falls die Umgehung des Hindernisses nicht gelingt, wird das Kiefergelenk unbewusst durch verstärkte Muskelaktivität abradiert und es entsteht eine Arthrose.

Therapie

Behandlung der CMD

Konnte in der Funktionsdiagnostik eine Diskusverlagerung durch die Messungen festgestellt werden, werden in der Funktionstherapie in erster Linie die Gelenkfunktion wiederhergestellt und Maßnahmen ergriffen, die eine Überlastung der Muskulatur (durch Knirschen und Pressen) vermeiden.

Für die Behandlung der CMD kommen in der Funktionstherapie unterschiedliche Funktionsschienen (Okklusionsschienen) zum Einsatz, die individuell für den Patienten von unserem Labor gefertigt werden.

Funktionelle Vorbehandlung

  1. Abformung mit Rimlock-Löffeln und Gesichtsbogen
  2. Bevorzugt Unterkieferschiene (Akzeptanz, Suturen) oder dort, wo der größte Zahnverlust ist
  3. Oberkieferschiene nur bei nächtlichen Parafunktionen, 24 Stunden Schienen als Unterkiefreschiene gestalten
  4. in Presstechnik oder Steutechnik ohne okklusales Relief (Autozentrierung) und
    strenger Eckzahnführung (so steil wie nötig, so flach wie möglich!)
  5. Front klafft 30µm
  6. Zentrische Kondylenposition
  7. 3-4 posteriore Okklusalpunkte

Entscheidend für die Wirksamkeit einer Funktionsschiene sind:

  1. Eine exakte Front- und Eckzahnführung
  2. Die Einstellung der Bisslage nach individuellen Gelenkbahndaten
  3. Einstellung der zentrischen Gelenkposition


Der Kiefer wird durch eine Funktionsschiene in die physiologisch richtige Position gebracht, dabei können drei Funktionsschienentypen unterschieden werden:

  • Die Reflexschiene
  • Die Äquilibrierungsschiene
  • Die Positionierungsschiene


Die Reflexschienen
Die Reflexschiene zielt in erster Linie auf die Entspannung des Kauapparats ab. Sie findet Anwendung, wenn ein eingefahrenes Bewegungs- und Verhaltensmuster aufgebrochen werden soll. Die Kaumuskulatur wird dadurch entspannt und gelockert. Außerdem werden Kiefergelenkprobleme deutlich verringert. Die Reflexschienen sind Kurzzeitschienen, die nur 48 Stunden vom Patienten getragen werden.

Die Äquilibrierungsschiene
Die Äquilibrierungsschiene wird auch als Michiganschiene oder Zentrikschiene bezeichnet. In den meisten Fällen wird diese Funktionsschiene für den Unterkiefer gefertigt und ganztags getragen. Sie gewährleistet den gleichmäßigen Kontakt aller Seitenzähne des Oberkiefers mit dem Unterkiefer. Mit der Entlastung der Kaumuskulatur wird eine Entspannung im Kiefer-, Gesichts- und Kopfbereich erzielt und eine spontane Normalisierung der Gelenkfunktion begünstigt.

Die Positionierungsschiene
Durch die Positionierungsschiene wird das Kiefergelenk in eine muskelentspannte Position gebracht. Diese Funktionsschiene wird häufig im Anschluss an eine Äquilibrierungsschien angefertigt und mehrere Wochen oder auch Monate vom Patienten getragen und regelmäßig justiert, um eine zentrische Position herzustellen. Im Laufe der Behandlung lösen sich Verspannungen, die auf die Fehlstellung des Kiefers zurückzuführen sind.

Reflexschiene

Mit der Reflexschiene wird die Kontaktbeziehung zwischen den Kauflächen beeinflusst. Durch die Reflexschiene werden eingefahrene Zahnkontakte und Bewegungsmuster aufgehoben und damit der dysfunktionelle Regelkreis durchbrochen. Die Änderung der Kontaktbeziehung führt zu einer Aktivitätserniedrigung in der Muskulatur, was eine Entspannung bewirkt und die Beseitigung von Schmerzsymptomen positiv unterstützt.

Es wird die Belastung der Zähne, des Zahnhalteapparates und der Kiefergelenke reduziert. Reflexschienen sind reine Kurzzeitschienen, die bis zu 48 Stunden vom Patienten getragen werden. Mit einer Reflexschiene wird nicht die Ursache einer Parafunktion ausgeschaltet, sondernnur die übergrosse Muskelspannung reduziert. Diese Schienen dürfen nicht länger als 48 Stunden getragen werden, da ansonsten die Gefahr einer Kiefergelenkkompression besteht.


Zu den Reflexschienen zählen:

  • Anteriores Plateau (NTI Schiene oder Jig)
  • Interzeptor
  • Resilienzschienen


Der Interzeptor kann in unterschiedlichen Varianten angefertigt werden. Alle Varianten haben einen gegenseitigen punktförmigen Kontakt zwischen Ober- und Unterkiefer. Der Verschluss (Okklusion) kann bis zu 5 Millimeter gesperrt werden. Der Interzeptor wird beispielsweise bei stressbedingten Störungen eingesetzt.

Das anteriore Plateau sorgt für einen frontalen Aufbiss der Schneidezähne mit der Schiene, so dass die Seitenzähne entlastet werden. Sie wird daher verwendet, wenn Störungen im Seitenzahnbereich auftreten. Die Schiene muss regelmäßig auf ihre Wirkung kontrolliert werden.

Die Resilienzschienen sind weichbleibende Schienen. Sie müssen unbedingt regelmäßig kontrolliert werden, da es bei längerem Tragen zu „Zahnverschiebungen“ kommen kann. Weiche Okklusionsschienen werden von vielen Patienten besser angenommen als harte.


Reflexschienen werden bei psychischen Myopathien angewendet, die durch temporären Stress bedingt sind, beispielsweise:

  • Hochzeit
  • Prüfungsstress
  • Arbeitsplatzwechsel
  • Scheidung

Äquilibrierungsschiene

VORBEMERKUNGEN

Die Behandlung von Patienten mit dem Verdacht auf craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) gliedert sich prinzipiell in drei Phasen:

  • Physio– und verhaltenstherapeutische Maßnahmen
  • Therapie mit einer speziellen Funktionsschiene
  • Korrektur der Okklusion (nach Bumann, A., Lotzmann U: Funktionsdiagnostik und Therapieprinzipien, Thieme, Stuttgart 2000, Freesmeyer 1984 und 2008)


Entscheidend für die Indikation der Funktionsschiene ist :

  • Anamnese und klinische Funktionsanalyse
  • Instrumentelle Okklusionsanalyse
  • Dreidimensionale Vermessung der Kiefergelenkbewegungen = instrumentelle Kiefergelenkfunktionsanalyse


Oft wird die symptomatische Therapie der Schienenbehandlung mit der kausalen Therapie verwechselt: der Patient ist mit der eingetretenen Beschwerdefreiheit zufrieden, denkt aber nicht daran, dass die Funktionsschiene nur temporär getragen werden darf. Die Patienten gewöhnen sich an die Schiene – wie ein kleines Kind an den Schnuller – und können „ohne Schiene nicht mehr leben.“ Über lange Zeit vorbehaltlos und nicht nachkontrolliert getragene Funktionsschienen können zu Extrusionen oder Intrusionen von Zähnen, partiell offenem Biss und erhöhtem Kariesbefall führen. Die Okklusionsstörung verschlimmert sich, der Mechanismus der Dysfunktion verkompliziert sich, und es wird schwieriger, eine dauerhafte und reproduzierbare Beschwerdefreiheit zu erzielen. Die Schiene ist also nichts weiter als ein Zwischenschritt, und nicht die Endphase der Therapie. Sie hilft, eine Verdachtsdiagnose „CMD“ zu verifizieren oder zu widerlegen (sog. „Diagnosis ex juvantibus“) und bewirkt (in Zusammenarbeit mit Manualtherapeuten) eine Entspannung der Kaumuskulatur und Entlastung der Kiefergelenke sowie eventuell eine Neupositionierung der Fehlpositionierten Gelenke.

Nach der Schienentherapie wird die Notwendigkeit der Umsetzung der neuen Bisssituation geprüft (nach ca. 3–6 Monaten). Hier stehen abtragende Maßnahmen (z. B. durch Einschleifen) oder aufbauende Maßnahmen (z.B. durch neue prothetische Versorgungen) zur Verfügung. Bei Neuversorgungen werden die Kronen, Brücken oder Prothesen für einen längeren Zeitraum nur provisorisch eingesetzt, um die Richtigkeit der gefundenen Bisslage besser prüfen oder aber auch ggf. korrigieren zu können. Eine Funktionstherapie kann zwischen 3 Monaten und einem Jahr oder noch länger dauern. Dabei ist die individuelle Adaptationsfähigkeit und Adaptationszeit entscheidend ebenso wie auch Mitarbeit des Patienten. Aufgrund der Komplexität des Behandlungsbildes kann ein Heilversprechen nicht erfolgen.


Die Äquilibrierungsschiene

Erklärtes Ziel der Schienentherapie ist es, die Kaumuskulatur zu entspannen sowie die Kiefergelenke wieder in eine funktionierende Normalposition zu bringen.

Die Äquilibrierungsschiene (Michiganschiene oder Zentrikschiene) wird angewendet, wenn

  • Stellungs- und Belastungsveränderungen im Kiefergelenk vorliegen
  • bei Muskelschmerzen in der Kaumuskulatur
  • bei Kiefergelenkschmerzen
  • bei Bruxismus (Zähneknirschen)


Ziel der Behandlung mit einer Äquilibrierungsschiene ist die bestehende Okklusion (der Verschluss) der Zahnreihen aufzuheben und einen optimalen Kontakt zwischen den Zähnen herzustellen. Hierbei wird durch die Äquilibrierungsschiene der Zusammenbiss als Auslöser für die craniomandibuläre Dysfunktion ausgeschaltet. Durch die Neueinstellung der Kieferposition wird zunächst eine optimale, zentrische Kiefergelenkposition erreicht, woduch eine reflektorische Muskelrelaxierung der Kaumuskulatur eintreten kann. Die Äquilibrierungsschiene kann als Langzeitschiene für 3–6 Monate eingesetzt werden, um die craniomandibuläre Dysfunktion zu mildern. In den meisten Fällen wird die Äquilibrierungsschiene für den Unterkiefer angefertigt. In den ersten 6 Wochen muss die Schiene mindestens zwei Mal pro Woche nachjustiert werden, um störende Kontakte zu besetigen. Dies ist eine besonders wichtige Massnahme, da ansonsten sich der Erfolg nicht einstellen kann.

Die Äquilibrierungsschiene wird individuell für jeden Patienten gefertigt. Sie besteht aus hartem durchsichtigen Kunststoff und überdeckt in der Regel alle Zähne des Kiefers. Spezielle Halteelemente sind bei dieser Schienenform nicht nötig. Sie findet vor allem Anwendung, wenn die muskulären Schmerzen durch die Fehlstellung sich über das Gesicht ausbreiten. Die Michiganschiene wird seit mehr als 30 Jahren in der Zahnmedizin angewendet.

Positionierungsschiene

Die Positionierungsschiene ist auch als Repositionierungsschiene oder Farrar-Schiene bekannt. Sie ist dann angezeigt, wenn (z .B. bei einem Gelenkknacken) die Gelenkscheibe verrutscht ist und man mittels Schiene versuchen muß, diese Gelenkscheibe (Diskus) wieder zu reponieren oder mit Hilfe einer sog. "Distraktionsschiene" versucht, wieder einen ausreichenden Gelenkspalt zu schaffen. Sie bewegt die gelenkköpfe des Kiefers langsam in die richtige (zentrische) Position. Diese Schiene wird vom Patienten über einen längeren Zeitraum hinweg getragen. Je nach individueller Situation können das Wochen bis Monate sein. Dauerhafte Kopfschmerzen, Nackenschmerzen und auch Rückenschmerzen, die auf eine Kieferfehlstellung zurückzuführen sind, klingen langsam ab.

Damit sich der Kiefer in eine optimale Position bewegt, wird die Positionierungsschiene in regelmäßigen wöchentlichen Abständen auf die veränderte Position des Kiefers angepasst, bis die optimale Stellung erreicht ist.

Bei der Therapie mit einer Positionierungsschiene wird zuerst die Position des Gelenkkopfes festgelegt. Dies geschieht mittels einer MRT Aufnahme (Kernspin), eine gelenkelektronische Vermessung und eine instrumentelle Funktionsanalyse. Die Position wird dann auf die Repositionsschiene übertragen. Durch die moderne Technik ist es möglich, nicht nur die Position, sondern auch den Bewegungsablauf des Kiefergelenks zu bestimmen.

Repositionierungsschienen weisen eine größere Verzahnungstiefe auf als andere Schienen. Der Zahnarzt will viele Kontakte zwischen den Zähnen des Oberkiefers und den Zähnen des Unterkiefers herstellen, um eine zentrische oder therapeutische Unterkieferposition zu sichern. Ebenso wie die Äquilibrierungsschiene wird die Positionierungsschiene vom Patienten den ganzen Tag getragen und nur zum Essen herausgenommen. Ein Vorteil der Repositionierungsschiene ist, dass der Zahnarzt damit in das Kontaktmuster eingreifen kann, ohne dass irreversible (nichtumkehrbare) Änderungen an den Zähnen vorgenommen werden.